+43 676 534 12 57 cp@conradpramboeck.com

Seit rund 20 Jahren bin ich als Lektor an Universitäten und Fachhochschulen tätig und habe schon Dutzende wissenschaftliche Arbeiten betreut und bewertet. Dabei erlebe ich sehr häufig, dass sich die Studierenden schwertun, eine gute wissenschaftliche Arbeit zu verfassen, sei es eine Projektarbeit, Bachelorarbeit oder eine Masterarbeit. Dabei muss es gar nicht schwer sein, eine gute wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Die notwendigen Werkzeuge erhalten Sie hier von mir.

Wählen Sie ein schmales Thema, das Sie in der Tiefe bearbeiten

Eine gute wissenschaftliche Arbeit ist schmal und tief. Das bedeutet, dass sie sich ein sehr enges Thema setzt und dabei fachlich in die Tiefe geht. Was nicht funktioniert, sind breit gewählte Themen, die nur an der Oberfläche behandelt werden können. Es ist unmöglich, eine gute wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Tourismus“ zu schreiben. Das Thema ist viel zu breit. Engen Sie es soweit wie möglich ein.

Wählen Sie einen geeigneten Titel

Eine gute wissenschaftliche Arbeit beginnt mit einem guten Titel. Gehen Sie dabei in folgenden Schritten vor: Wähle Sie ein grobes Thema und grenzen Sie es ein.

Wählen Sie also auf der Suche nach Ihrem Titel ein Themenfeld aus, das Sie interessiert und zu Ihrem Studium passt, z.B. „Künstliche Intelligenz“. Grenzen Sie das Thema ein- bis dreimal ein, also etwa: „Künstliche Intelligenz“ in Kombination mit „Robotern“, weiter eingegrenzt: „Roboter für den Haushalt“. Ihr Thema könnte daher lauten: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Haushaltsrobotern“.

Ein anderes Beispiel: Sie wollen über den Tourismus schreiben. Grenzen Sie es etwa ein auf Hotellerie und weiter auf 4- und 5-Sterne Hotellerie. Ziehen Sie eine weitere Grenze bei „alpinen Hotels“ im Gegensatz zu Städtehotels und zusätzlich die regionale Eingrenzung „in Westösterreich“. Außerdem soll es um Mitarbeiterbindung gehen. Ihr Thema lautet also: „Mitarbeiterbindung in der gehobenen Hotellerie in Westösterreich“.

Die Eingrenzung darf jedoch nicht beliebig sein. Es muss einen Unterschied zwischen dem machen, was Sie behandeln und dem, was Sie nicht behandeln. Eine Eingrenzung macht zwar bei einer Arbeit über Hotellerie im Vergleich zwischen Tirol und Wien Sinn, aber nicht zwischen Tirol und Vorarlberg, da diese beiden Regionen sehr ähnlich sind.

Wenn Sie einen sehr engen Bereich untersuchen wollen, etwa in einem konkreten Unternehmen, sollten Sie formulieren: „am Beispiel von“. Ungeeignet ist etwa ein Titel wie: „Motivation des Bordpersonals in der Lufthansa“. Besser ist: „Motivation des Bordpersonals in Premium Luftlinien am Beispiel der Lufthansa“.

Verfassen Sie eine gute Gliederung

Ihr Titel gibt gleichzeitig die Gliederung des theoretischen Teils vor. Sie wissen ja, dass eine wissenschaftliche Arbeit einen Theorieteil und einen Praxisteil hat. In der Theorie sammeln Sie alle Bücher, Artikel und Publikationen, die einen Mehrwert zu Ihrem Thema bieten. In der Praxis überprüfen Sie, ob auch alles stimmt, was in den schlauen Büchern geschrieben steht.

Den Theorieteil gliedern Sie folgendermaßen: Jeder Begriff aus dem Titel erhält ein eigenes Kapitel. Bei der Reihenfolge gehen Sie trichterförmig vom allgemeinen Thema auf das spezielle Thema vor. Sie führen damit den Leser von einer allgemeinen Betrachtung immer näher auf das speziell von Ihnen behandelte Themengebiet hin.

Eine Gliederung der Kapitel könnte in unserem Beispiel also lauten:

– Künstliche Intelligenz
– Robotics
– Haushaltsroboter

Gliedern Sie diese Kapitel in weitere Unterkapitel, in denen Sie alle wesentlichen Inhalte beschreiben und dem Leser alle notwendigen Informationen mitgeben. Diese Gliederung ist der rote Faden, der es Ihrem Leser ermöglicht, die Inhalte möglichst rasch und gut gegliedert aufzunehmen.

Wählen Sie gute Forschungsfragen

Wenn Sie die Forschungsfragen formulieren, achten Sie darauf, dass diese nicht bloß mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Eine ungeeignete Forschungsfrage ist etwa: „Spielt Künstliche Intelligenz bei Haushaltsrobotern derzeit eine Rolle?“

Mein Tipp: Eine wunderbare Einleitung für eine Forschungsfrage ist das Wort „Inwiefern“. Eine gute Forschungsfrage könnte also lauten: „Inwiefern spielt Künstliche Intelligenz bei Haushaltsrobotern derzeit eine Rolle?“

Noch ein Tipp: Scheuen Sie sich auch vor dem Versuch, mit einer Forschungsfrage eine optimale oder absolute Lösung zu finden. In der Praxis gibt es häufig keine optimale Lösung, besonders wenn Menschen im Spiel sind. Ungeeignete Forschungsfragen sind etwa die Suche nach dem Optimalzustand: „Wie ist die perfekte Bindung von Mitarbeitern in gehobenen Alpinhotels ausgestaltet?“ oder die Suche nach der absoluten Lösung: „Mit welchen Maßnahmen können gehobene Alpinhotels ihre Mitarbeiter an das Unternehmen binden?“

Deutlich einfacher können Sie in Ihrer Arbeit argumentieren, wenn Sie auf eine Verbesserung abzielen, also etwa: „Mit welchen Maßnahmen können gehobene Alpinhotels ihre Mitarbeiter besser an das Unternehmen binden?“

Roter Faden von Theorie und Praxis

Viele Studierende machen den Fehler, dass sie im Theorieteil das Eine behandeln, um sich im Praxisteil völlig anderen Themen zu widmen. Eine gute wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass Sie alle Themen, die Sie im Theorieteil anschneiden, auch im Praxisteil behandeln. Dies ist der rote Faden Ihrer Arbeit.

Wenn Sie also im Praxisteil Experteninterviews durchführen, müssen sich die Fragen aus dem Theorieteil ergeben. Zahlreiche Studierende lassen sich beliebige Fragen einfallen, von denen sie sich spannende Inhalte erhoffen. Die Fragen sollten jedoch nicht beliebig sein, sondern die Punkte aus dem Theorieteil aufgreifen und zu überprüfen, ob das, was in Büchern und Artikeln steht, auch der konkreten Wirklichkeit entspricht.

Verbinden Sie Theorie und Praxis erst am Schluss zu Ihrer Meinung

Ein Grundsatz des wissenschaftlichen Arbeitens ist es, möglichst unvoreingenommen an ein Thema heranzugehen. Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Zeitungsartikel in der Rubrik „Meinung“, sondern sollte objektiv, also für jeden Leser gleich und überprüfbar sein.

Ich habe vielfach erlebt, dass sich Studierende ein Thema wählen, bei dem sie sich bereits sehr gut auskennen. Es mag auf den ersten Blick vielleicht einfacher sein, doch in der Praxis verstellt die Vorerfahrung häufig die Sicht, und die Studierenden sind die ganze Arbeit hindurch damit beschäftigt, Beweise für die eigene Überzeugung zu finden. Diese Scheuklappen, die sie sich unbewusst aufsetzen, sind überhaupt nicht wissenschaftlich.

Im Gegenteil finde ich es viel besser, sich ein Thema zu wählen, von dem Sie noch keine Ahnung haben, das sie aber grundsätzlich interessiert. So können Sie möglichst unbelastet an das Thema herangehen, alle Literatur dazu lesen, mit möglichst vielen Menschen darüber sprechen und sich dann, erst ganz am Schluss, eine eigene Meinung bilden. In einer wissenschaftlichen Arbeit kommt Ihre persönliche Meinung als Autor erst ganz am Schluss ins Spiel.

Gliedern Sie Ihre Erkenntnisse übersichtlich

Grundsätzlich gilt ja bei wissenschaftlichen Arbeiten, dass Sie es dem Leser so einfach wie möglich machen sollten, Ihrem Gedankenfluss zu folgen. Besonders am Schluss erwarte ich mir eine klare Auflistung, welche Erkenntnisse Sie gewonnen haben. Diese Aufzählung eignet sich auch ganz besonders für die allfällige mündliche Präsentation Ihrer wissenschaftlichen Arbeit. So können Sie mit Aufzählungszeichen die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Arbeit präsentieren und haben eine spannende letzte Folie.

Mündliche Präsentation Ihrer Arbeit

Es gibt 4 Momente, die Sie beherrschen sollten, um die Qualität Ihrer Präsentation zu verbessern:

– erster Eindruck
– bester Eindruck
– schlechtester Eindruck
– letzter Eindruck

Der erste Eindruck prägt Ihren gesamten Vortrag. Hier erlebe ich, dass die meisten Studierenden gut vorbereitet sind. Viele wählen eine Einleitung, wie etwa: „Sehr geehrte Kommission, liebe Studienkollegen. Ich heiße Sie herzlich willkommen bei der Präsentation meiner Masterarbeit mit dem Thema xy.“ Das ist vollkommen in Ordnung. Ein freundliches, entspanntes Lächeln dazu, und alles ist perfekt.

Der beste Eindruck ist Ihr USP, also der Höhepunkt Ihrer Arbeit. Besonders geeignet dafür ist etwa eine passende Geschichte, die Sie zur Erläuterung erzählen. Wenn Sie den theoretischen Hintergrund einer Frage erläutert haben, bringen Sie dazu ein kurzes Beispiel anhand einer Geschichte. Eine besonders gute Einleitung für eine Geschichte ist aus meiner Erfahrung: „Stellen Sie sich vor…“, und lassen Sie vor dem geistigen Auge Ihrer Zuhörer ein Bild entstehen.

Der schlechteste Eindruck jedes Studierenden ist immer anders, wodurch sich keine allgemeinen Empfehlungen geben lassen. Ein Student mag zu leise reden, bei einer anderen Studentin sind die Folien unleserlich, ein dritter steht die ganze Zeit im Bild, ohne es zu merken. Ihren schlechtesten Eindruck können Sie am besten beheben, wenn Sie Ihre Präsentation vor anderen Menschen proben und sich Feedback geben lassen.

Der letzte Eindruck ist jener, an dem aus meiner Sicht die meisten Studierenden scheitern. Stellen Sie sich eine Symphonie vor, bei der der letzte Ton nicht sitzt. Die Musiker hören irgendwie auf zu spielen und verlassen die Bühne. (Bemerken Sie gerade, wie dieses Bild vor Ihrem geistigen Auge entsteht?)

Bei vielen Studierenden habe ich den Eindruck, dass sie alles gut vorbereitet haben, aber nicht den Abschluss. 90 Prozent der Studierenden sagen, was sie sagen wollten und meinen dann unverhofft: „Danke“. Meinen eigenen Studierenden teile ich schon vorher mit, dass ich sie hochkant hinauswerfe, wenn sie eine Präsentation mit „Danke“ beenden. Das Wort „Danke“ ist als letzter Eindruck bei mir streng verboten, denn Sie lassen damit komplett die Luft aus dem Gesagten heraus.

Ein paar armselige Präsentation hören irgendwie einfach auf. Auf einmal kommt nichts mehr. Manche stottern dann: „Ja, das war’s dann.“ Manche sagen: „Gibt’s noch Fragen?“ All das sind katastrophale letzte Eindrücke.

Wie machen Sie es besser: Fassen Sie die wichtigsten Punkte Ihrer Arbeit zusammen und bekräftigen Sie, dass all jene, die Ihren Empfehlungen folgen, erfolgreicher sein werden. Sie können Ihren Abschluss auch einleiten, etwa mit den Worten: „Lassen Sie mich zusammenfassen:“ oder „Ich komme zur abschließenden Quintessenz meiner Arbeit:“ oder „Zum Abschluss meiner Präsentation möchte ich den wichtigsten Punkt noch einmal hervorheben.“

Ein guter Abschluss wäre etwa: „Viele Hotels stehen angesichts des Fachkräftemangels vor der Herausforderung, qualifiziertes Personal enger an sich zu binden. Mit den von mir vorgeschlagenen Maßnahmen, wie einem besseren Betriebsklima, Aufstiegsmöglichkeiten und besseren Arbeitszeiten bin ich überzeugt davon, dass es den Hotelmanagern in Zukunft viel besser gelingen wird.“ Punkt, Aus, Schluss. Kein „Danke“, kein „Gibt’s noch Fragen?“.

Es ist unüblich, dass bei Abschluss Ihrer Präsentation geklatscht wird. Die Stille nach ihrer Präsentation ist für viele Studierenden unangenehm. Wenn Sie zum Ende Ihrer Präsentation gekommen sind, lauschen Sie Ihren letzten Worten nach, und halten Sie die Stille aus, bevor Ihnen die Kommission Fragen stellt. Nur weil es leise ist, heißt es nicht, dass der Kommission Ihr Vortrag nicht gefallen hat.